Beschreibung
Soli-Sticker für die Kampagne "Re:Kapitulation – Kein Ende der Geschichte" gegen die Einheitsfeierlichkeiten am 3. Oktober 2020 in Potsdam.
Leute kommt raus, der Nationalfeiertag steht vor der Tür! Trotz Corona-Pandemie und Power-Krisenmanagement versuchen Bund und Land Brandenburg irgendwie „würdig und angemessen“ den nationalen Mythos zu begehen. Ganz egal wie sich die Fête de la unique am Ende gestaltet, für uns ist klar, es gibt hier nichts zu feiern! Ganz im Gegenteil: der nationale Taumel kaschiert die Hässlichkeit mit der uns die Nation seit jeher gegenüber tritt. Re:kapitulieren wir: Ausgrenzung, Ungerechtigkeit und Ungleichheit sind keine Ausnahmen im nationalen Schlaraffenland, sondern seine Wesensmerkmale. Wer eine Nation definiert, definiert damit immer auch diejenigen, die nicht dazu gehören. Auch der Gründungsmythos der Berliner Republik um seine „friedliche Revolution“ 1989 kam nicht ohne Gewalt, Hass und Diskriminierung aus. Beispielhaft hierfür steht der erste „Asylkompromiss“, der die faktische Abschaffung des Asylrechts bedeutete, vorbereitet durch den Mob, durch die Pogrome von Hoyerswerda, Lichtenhagen und Mölln. Die Blutspur des national beschwingten Wahns führt vorbei an 200 Toten rechter Gewalt über die Morde des NSU-Netzwerks bis zu den jüngsten extrem rechten Terrorakten von Halle und Hanau. Und selbst die Ideologie der „Einheit im Innern“ verkommt zur Karikatur, wenn 30 Jahre nach der Wende noch immer alles andere als gleiche Lebensverhältnisse vorherrschen. Mit dem neoliberalen Aufbau des Sanktionssystems Hartz IV ist auch das letzte bisschen Sozialstaat für vogelfrei erklärt worden. Wer`s nicht packt, ist eben selber Schuld und kann sehen, wie er_sie in der Kälte der Eigenverantwortung zurecht kommt. Die geneigte Demonstrantin weiß: „Deutsche Waffen, deutsches Geld, morden mit in aller Welt“. Und dass auch der deutsche Staat das Kriegsspiel nicht verlernt hat, stellt er spätestens seit dem Jugoslawienkrieg wieder regelmäßig unter Beweis – so in derzeit 11 Auslandsmissionen der Bundeswehr. Im Brustton der globalen Verantwortung darf Deutschland wieder Machtstaat sein. Das Besinnen auf die gesamtdeutsche Bundesrepublik verdeckt den Schoß aus dem Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg gekrochen ist. Wie fruchtbar dieser noch immer ist, zeigen der parlamentarische Rechtsruck der vergangenen Jahre und die Unbefangenheit mit der sich Faschisten wieder als solche zu erkennen geben. Auch jetzt im Mythos der „schwersten Krise seit dem 2. Weltkrieg“ soll die Nation zusammenstehen. Und während des Deutschen liebstes Gemüse in einem beispiellosen Manöver mit Erntehelfer_innen versorgt wird, ist keine Ausrede zu billig, um den Menschen auf Moria die Hilfe zu verweigern. Wir werden uns dem schwarz-rot-goldenen Taumel entgegenstellen – auf der Straße, im Alltag und digital. Am 3. Oktober gibt es nichts zu feiern! Bereits 1990 war „Nie wieder Deutschland“ eine sehr kluge Forderung. Auch heute noch können wir uns ihrem Charme nicht entziehen. Mehr zur Kampagne erfahrt ihr auf ihrer Website.